Januar 08, 2016

Das Internet ist noch nicht fertig





Christina Maria Busch und Florian Kleedorfer entwickeln das "Web of Needs"
Takeaway: Innovation ist es, wenn Dinge ganz neu gedacht werden. Wenn einem dabei in den Kopf schießt: „gibt’s doch gar nicht - geht doch gar nicht“, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man echter Innovation auf der Spur ist. Und sie findet statt, hier und jetzt in Österreich zum Thema Digitalisierung.
Heute war ein Tag, an dem mir bewusst wurde, dass ich einfach zu wenig weiß. Vielleicht hat das Leben noch genügend Tage, um die Lücken ein klein wenig zu schließen.
Ich durfte an der Jahresklausur der Research Studios Austria teilnehmen und eine Keynote zum Thema halten: Bringen disruptive Technologien Qualität und Content um? Vor einem Publikum aus ForscherInnen und digitalen UnternehmerInnen fühlt man sich mit diesem Thema als Partybreaker, auch wenn ich die Zukunft für Medien in der digitalen Welt bekanntermaßen nicht nur rosig, sondern golden sehe. Der Vortrag findet sich hier.

Peter A. Bruck gründete vor zwölf Jahren die Research Studios Austria

Die Research Studios Austria beschäftigen sich damit, Innovationen aus der Forschung auf den Markt zu bringen. Ein solches Unternehmen ist etwa Knowledgefox, ein Unternehmen, das Lernen und Wissenserwerb durch innovative Tools vereinfachen möchte.
Gegründet und geleitet wird das Institut von Prof Dr Peter A. Bruck, dessen Renommee weit über die Welt der Wissenschaft hinaus in die Industrie hineinreicht. Was ich in kurzer Zeit mitnehmen konnte, ist allerdings spannend: Da geht es in den RSA-Studios etwa um die Erforschung der sensorischen Erfassung menschlicher Aufmerksamkeitsindikatoren in der aktiven sowie passiven Interaktion. Wie kann etwa anhand von Pupillenbewegung bzw. –öffnung der Aufmerksamkeitsgrad eines Chirurgen oder eines Industriearbeiters gemessen werden. Oder indem Kopfbewegungen eines Menschen beobachtet werden, um herauszufinden, womit er sich gerade beschäftigt. Anwendungsfelder ergeben sich in der Kommunikation zwischen Maschine und Mensch, Wann etwa muss ein Roboter besonders umsichtig sein, da der Maschine steuernde Mensch unaufmerksam ist. Oder in der Qualitätskontrolle der Produktion: War der Facharbeiter beim Zusammenbau aufmerksam? Getestet wird derzeit in Fischer-Skifabrik. Die Herausforderung? Die Daten so zu isolieren, dass gesichert ist, dass die Bewegung tatsächlich Indikator der Aufmerksamkeit ist.
Nun, das wäre doch spannend, wenn wir damit die Aufmerksamkeit eines Users für Content oder Werbung messen könnten? Engagement heißt ja das Zauberwort unserer Branche, mit der wir zukünftig guten Content von schlechtem trennen wollen und mit dem wir auch den Wert der Werbung erheben werden. Kein Problem, meint Forscher Benedikt Gollan, der auch noch offen für weitere Projektpartner ist.

Das fünfte Internet
Spannend auch die Erforschung des „Web 5.0“ bzw des „Web of Needs“, dem sich Florian Kleedorfer und Christina Maria Busch verschrieben haben. Die Idee: Ein Internet und ein e-Commerce, die weniger über die Angebote der Produzenten und Händler determiniert sind als über die Bedürfnisse der Verbraucher: Ein Internet also, in dem die Bedürfnisse und Angebote als gleichberechtigte Objekte publiziert werden und automatisch gematcht werden. Auf Deutsch? Wenn ich Kitesurfing-Training suche, muss ich derzeit die Angebote verschiedener Anbieter, Marktplätze oder auch Google durchforsten, mehrmals also mein Bedürfnis als Suche explizit formulieren. Wie wäre es, wenn ich mein Bedürfnis universell publiziere, also einen Bedürfnis-Bulk-Upload ins WWW mache? Die Chance meinen Kitekurs zu einem besseren Preis zu bekommen, wäre hoch. Gäbe es das Web of Needs, wäre die Disruption in vielen Branchen sehr hoch. Weil die fragmentierten Marktplätze zu einem großen Angebotsplatz zusammenwachsen und damit der Wettbewerb steigt. Die beiden Forscher und Jungunternehmer sehen daher das Interesse der Industrie an solchen einheitlichen Protokollen des „Web of Needs“, die sie ja gerade erforschen, skeptisch. Das fünfte Web wäre disruptiv gegenüber den Gewinnern des Web 1.0 und 2.0. Was würde Apple machen? Vermutlich genau in diese Technologie investieren. Und die Sharing Economy zeigt, dass User-zentrierte Zugänge, Beispiel Uber, derzeit in hohem Tempo klassische Produkt-Angebote überflügeln.
Wäre schön, wenn aus vielen Projekten der RSA-Studios erfolgreiche Firmenneugründungen hervorgehen. Das Potenzial dazu haben diese Innovationen allemal.
Weitere Infos
 www.webofneeds.org/

Dezember 21, 2015

Axel Springer's Lektion: So wird die digitale Revolution profitabel


Ja, es geht, es gibt die goldene Online-Zukunft: aus einem Zeitungs-Marktführer wird ein globaler Digitalkonzern. Eine Anleitung, nicht nur für Medien. 
Axel Springer erlöst bereits 2015 mehr als 50% des Umsatz aus digitalen Beteiligungen. Und die Gewinne aus Digital übertreffen das klassische Business. Dahinter steht ein Kulturwandel, ein Fokus auf globale Skalierung und das Wissen, dass kein Stein auf dem anderen bleiben wird.
Nun, jetzt ist nicht jedes Unternehmen in der Lage Milliarden in die Expansion zu legen. Aber jedes Unternehmen kann den Shift vollziehen, denn das Risiko nicht auf die digitale Transformation zu reagieren und dabei unterzugehen ist höher als das Risiko beim Wandel zu scheitern. 
Das betrifft Medien, aber auch Banken, Handel, Logistik, Tourismus. Was machten also die Springer-Leute? Sie fokussierten sich vollständig auf digitale Business-Modelle, lernten bei den Besten und trennten sich von altem Geschäft, solange es noch gesund war. Klingt einfach, ist es auch!


http://mobile.nytimes.com/2015/12/21/business/media/an-old-media-empireaxel-springer-reboots-for-the-digital-age.html