August 08, 2014

Was Media-Agenturen von Investment-Bankern lernen sollten

Der Media-Branche droht ein ähnliches Schicksal wie den Banken. Sie machen gut Geld, verlieren aber möglicherweise unterwegs das Vertrauen ihrer besten Kunden.
Die Vertrauenskrise der Banken begann , als sie mit dem Geld der Kunden Wetten eingingen, anstatt die Kunden zu beraten. In Zertifikaten, Derivaten und Co war für die Kunden nicht mehr klar, wo die Produktkosten versteckt waren. Und den Banken war nicht mehr klar, dass sie mit ihrem Rat dem Kunden tief in der Pflicht standen und Vertrauen eine Gunst ist. Irgendwann zockten sie auch gegen ihre Kunden, so wie Lehman, Goldman Sachs , Sal. Oppenheim oder Merrill Lynch.
Die Parallele zu Mediabranche? Mediaagenturen sind dazu da, um ihren Kunden - werbetreibenden Unternehmen - die effektivsten Werbeplätze zu vermitteln, also passende Zielgruppen zum besten Preis auf wirksamen Werbeplätzen.
Unter dem Begriff "Media Trading" haben einige MediaAgenturen, darunter auch mit WPP der Weltmarktführer, das klassische Beratungsfeld verlassen und handeln  nun mit Werbeplätzen.  Xaxis ist das bekannteste Produkt, mit dem Group M aus einfachen Werbeplätzen durch Datenanreicherung den Wert eines Onlinewerbeplatzes in Echtzeit um das Zehnfache steigert.
Hier ein Bericht dazu aus dem Wall Street Journal:

Trading ist gut für wen?
Wenn sich der Werbeplatz in der Bearbeitung durch die Media-Agentur im Wert verzehnfacht, dann ist das mit Sicherheit gut für WPP, es steigert die Marge und skaliert global im Wachstum, während Beratung in der Marge und im Wachstum Grenzen hat. Für die werbetreibenden Kunden ist aber nicht mehr klar, was sie bekommen: die besten Werbeplätze zum besten Preis - oder jene Plätze, die der Agentur die beste Marge bzw den größten Hebel bieten?
Kein Mensch mit Geld vertraut heute noch auf die großen Investmentbanken. Wird WPP - getrieben vom Margenhunger - auch das Vertrauen verspielen?
Es gibt noch eine Parallele: weder bei der Geldanlage noch bei der Mediaberatung sind die Kunden bereit für die Beratungsdienstleistung zu zahlen. Das würde einige Unklarheiten beseitigen, was nichts kostet ist eben manchmal auch nichts wert.

Leute mit Geld investieren heute in "sichere Anlagen", meist Immobilien und Anleihen, ohne sich beraten zu lassen und vermeiden damit "verdeckte" Gebühren. Oder sie vertrauen auf kleine Boutiquen, die wieder sich nach Performance oder der Consulting-Leistung direkt honorieren lassen.
Mediatrading werden große Kunden in Zukunft auch selbst machen, vielleicht gibt es aber auch wieder Platz für hochqualitative Mediaberatung?
Ich glaube daher nicht, dass Media-Agenturen keine Zukunft haben, sie haben die Chance sich klarer denn je zu positionieren.


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