November 17, 2009

Schauen Sie nach Kärnten, Herr Ackermann

Wer Klagenfurt auf der Loiblpass-Bundesstraße verlässt, der merkt an Blumen, Kerzen und parkenden Autos, dass Kärnten noch immer um Jörg Haider trauert. Gerade jetzt. Hätte er das Schwert in die Hand genommen und den gordischen Knoten, der die Zukunft der Hypo Group Alpe Adria umschnürt, zerschlagen? Offenbar reißt sich jetzt niemand darum, die Bank zu retten, weil zu befürchten ist, dass es sich um ein Fass ohne Boden handelt. Vermutlich wäre Haider nach Libyen gereist, um die notwendige Finanzspritze zu besorgen.

Nehmen Kärntner die Sonnenbrille ab, erkennen sie, dass das die Probleme noch verschlimmern würde. Das Land braucht einen Sanierungskurs, dramatische Sparmaßnahmen, eine Rücknahme der üppig verteilten Sozialtransfers. Wiener sollte das, was im Süden passiert, vor der eigenen Zukunft, die jetzt im Wahlkampf geschrieben wird, warnen. Aber Kärnten wird sein Budget nur sanieren, wenn es dazu vom Bund gezwungen wird. Insofern ist es nur richtig, wenn Finanzminister Josef Pröll die Taschen verschlossen hält. So lange, bis der Landtag den Zukunftsfonds für die Zukunft der Hypo umgewidmet hat.

Wir sollten die Geschichte der Bank aber auch Josef Ackermann erzählen. Dieser meint, dass „die Gesellschaft am Ende akzeptieren muss, dass der Staat in systemischen Bankenkrisen der Aktionär der letzten Instanz bleibt“.

Da Ackermann als Chef der internationalen Bankenvereinigung spricht, hat das Gesagte Gewicht. Dem wäre gar nichts entgegenzusetzen, würde Ackermann nicht davon ausgehen, dass die Steuerzahler gemeinsam mit den Banken einen vorbeugenden Krisenfonds speisen sollen. Der Aktionär der letzten Instanz wird damit zum Idioten der ersten Stunde.

Öffentliche Sicherheitspolster verführen Banken dazu, Risiko zu externalisieren und Profite zu internalisieren.

Herr Ackermann, schauen Sie mit mir nach Kärnten: Die Politik gab der Bank viel Handlungsspielraum, fragte wenig und half, wo sie konnte. Die lange Leine sollte sicherstellen, dass sich Kreativität entfaltet, um die Eigentümervertreter mit Kleingeld zu versorgen. Das Geld sollte Kärntner erfreuen, Wiener beeindrucken, Kritiker besänftigen. Wahlen sollten zu Festpielen werden. Mit dem Land im Rücken konnte die Hypo Mitbewerber aus dem Feld schießen sowie fragwürdige Auslandsdeals abschließen.

Erst Jahre später bemerkten die Prüfer der Oesterreichischen Nationalbank, dass Risiko und Ertrag in keinem günstigen Verhältnis standen. Für mehr als die Hälfte aller beantragten Kredite gab es keine Stellungnahme des Risikomanagements. Sie wollen das nicht, Herr Ackermann!

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