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Oktober 27, 2010

Mobiles Internet: Wer siegt im Match Apps gegen Browser


Takeaway: Über das Handy ins Internet einsteigen ist vielen UserInnen noch zu mühsam. Die Nutzung des Internets über mobile Endgeräte steigt zwar mit der Auslieferung neuer Smartphones, die so intelligent navigieren wie iPhones oder Blackberrys, rasant an. Doch forciert das auch die Dominanz von Applikationen über das browserbasierte Internet? Nein, wenn eine aktuelle US-Umfrage zum Thema "Mobile Webseiten vs. Apps" von Adobe, publiziert von eMarketer für weitere Märkte valide ist.




Die These in Kurzfassung: Das mobile Internet unterscheidet sich vom herkömmlichen Internet, auf das über PCs und Laptops zugegriffen wird, durch ein paar markante Ausprägungen:

1.) Das mobile Internet ist immer verfügbar, wird aber in ganz konkreten und spezifischen Situationen abgefragt: Eine typische Abfrage lautet: Wann geht der nächste Zug nach...?, wo ist das nächste Restaurant? Wie ist die Telefonnummer von...? Wie heißt der Schauspieler in...?

2.) Das mobile Internet ist von seinen Inhalten her auf kleine Screens reduziert. Das schränkt die Möglichkeiten der Darstellung ein

3.) Mobile Abrufe erfolgen unter Zeitdruck, ganz einfach weil nicht wie im herkömmlichen Web die UserInnen daneben andere Tasks erledigen. 

Zusammengefasst: Das mobile Web kennzeichnet sich durch Reduktion, ist also eine Form von einem Reader's Digest.

Google bedient gerade dieses auf Suchen basierte Internetbrowsen gut. Allerdings könnte es sein, dass sich Applikationen auf Handys für die UserInnen als Abkürzungen zur Information erweisen. Wenn die Bundesbahnen eine App erstellen, die mir schnell den nächsten Zug auf Basis meiner Standortdaten liefern kann, führt der Aufruf der App schneller zum Ziel als der Aufruf von Google und Browser.  

Wir könnten also davon ausgehen, dass das mobile Web im Design reduziert, auf Handys optimiert und anders als das herkömmliche Web aussehen sollte. Und wir könnten davon ausgehen, dass das am besten über Applikationen dargestellt werden kann.

User wollen mobil optimierte Webseiten statt Apps

Die Anwender sehen das anders. Einer aktuellen Umfrage von Adobe zufolge, präferieren die User herkömmliche Webseiten gegenüber mobil optimierten Webseiten und bevorzugen daneben die mobil optimierten Webseiten gegenüber Inhalten, die in Apps dargeboten werden. 63 Prozent der UserInnen wollen Nachrichten lieber auf mobil optimierten Nachrichtenseiten lesen als in Applikationen. Und drei Viertel der UserInnen wollen beim Thema Shopping und eCommerce lieber die mobil optimierten Webseiten als Applikationen. 
Aber wenn die UserInnen frei wählen können, entscheiden sie sich vor den mobil optimierten Webseiten noch eher für die herkömmlichen Webseiten.

Das lässt mehrere Schlüsse zu: 
1.) Es könnte es sein, dass die Applikationen zuviel Information anstelle von Zusammenfassungen bieten und damit Zeit fressen
2.) Es könnte sein, dass die AnwenderInnen die Webseiten aus dem Internet kennen und dort schneller zu ihren Inhalten finden als in den völlig neu zu erlernenden Naviationsstrukturen der Applikationen
3.) Es könnte sein, dass das Userinterfacedesign und die redaktionelle Betreuung mobiler Webseiten und von Apps schlechter ist, als die Betreuung der herkömmlichen Seiten.


Fazit: Das mobile Web wird rasch an Bedeutung gewinnen, bekommt aber von Content-Anbietern noch immer zuwenig Aufmerksamkeit. Dass Applikationen über das browserbasierte Web damit automatisch dominieren werden, imuss überdacht werden. Usability ist gerade im mobilen Web ein besonders wichtiges Thema.




Preference for Using a Mobile Browser vs. App for Accessing Select Types of Media/Entertainment Content, Aug 2010 (% of US mobile device users)



Preference for Using a Mobile Browser vs. App for Select Shopping Tasks, Aug 2010 (% of US mobile device users)

September 24, 2010

Lügen der Social Media Gurus, Teil 1: Überschätzung des "Like Me Button"

Medienwandel-
Zitate aus der Zauberkiste
Die Medientage Wien sind vorüber. Es wurde mehr über Online als über Zeitungen, Radio und Fernsehen gesprochen. Das mag ein Zeichen dafür sein, dass ein Wandel in den Köpfen angekommen ist.
Wie groß die Unsicherheit noch ist, zeigt sich daran, dass Journalisten, die in ihrem Leben noch kein Online-Content-Management-System bedient haben, heute über den Siegeszug der Blogger schreiben. So als gäbe es nicht schon zehn Jahre Blogger im Internet.
Wir haben es also mit einer Hausfrauen-Hausse zu tun. Und scheinbar darf in solchen Zeiten jeder noch so unbedarfte Laie schlaue Worte von sich geben - und den Niedergang der Medien, des Journalismus herbeizitieren.
"Bestseller" und das Magazin "trend" haben eine "Medien Spezial" Ausgabe herausgegeben, in dem Blogger von der schönen neuen Online-Welt berichten - und sie munter klassische Medien beschimpfen.

Die dümmsten Zitate zum Thema Kulturwandel
Da sagt etwa die sympathische Meral "Digitalks" Akin-Hecke so weise Worte wie: "Manche verbingen mehr Zeit mit dem Web 2.0, manche weniger. Jede Person beschließt selbst, auf welchen Kanälen sie Informationen austauschen will." Revolutionen sehen anders aus, wertvolle Beratungsansätze auch.
Oder Luca Hammer, der sich Autor nennt, deutet: "Mir ist die Linearität der Medien suspekt, da ich vom Internet gewohnt bin, Dinge dann zu konsumieren, wann ich es möchte, und nicht, wenn es ein Programmplan vorschreibt." So tiefsinnig das auch klingen mag, seit der Erfindung des Buchdrucks gab es diese Form der "Linearität" nie - und damit gibt es diesbezüglich auch keine Revolution.
Noch absurder wird es allerdings, wenn davon die Rede ist, dass sich die Machtverhältnisse zwischen Unternehmen und Konsumenten verschieben würden. Firmen und Einzelpersonen würden auf einmal "auf einer Ebene miteinander kommunizieren", schreibt trend.
Nun, einzig mögliche Interpretation: es kommunizieren Menschen mit Menschen. Aber welche Hierarchien werden dabei verschoben? Weil ein PR-Mitarbeiter von Danone nun die Facebook-Fanpage betreut und sich 5000 Menschen potenziell davon berieseln lassen sollen Hierarchien umgekippt worden sein? Ist das Joghurt nun sauberer, gentechnikfreier, ist die Kommunikation ehrlicher und weniger von Marketing getrieben, weil Danone eine Facebook-Page hat? Natürlich nicht.
Und wenn Swarovski 500.000 Facebook Fans hat, dann wird das Unternehmen auch weiterhin nicht mit einer halben Million Menschen auf Augenhöhe reden und darüber diskutieren, ob die Steine in Zukunft in Indien poliert werden sollen.

Selbsttäuschung der Couch Potatoes
Luca Hammer sagt so ehrlich, dass er "manchmal einen Gedanken, oder ein Erlebnis" hat, das "ich nicht für mich behalten möchte." Dann postet er diesen auf Twitter. Und er erwartet sich Feedback. Bekommt er ein paar Antworten, dann fühlt er sich als Autor und Blogger bestätigt.
Ich bestreite nicht, dass sich unser Medienverhalten ändert, im Gegenteil, es ändert sich rasant. Das Dramatische daran ist jedoch unser kollektives Missverstehen dieses Wandels. Wir sind inpuncto Kommunikation nicht, wie viele Blogger meinen, aktiver geworden, sondern passiver. Denn wir erwarten uns mittlerweile, dass Nachrichten an uns herangetragen werden. Wir verwechseln das Drücken des "Gefällt mir" Buttons mit Partizipation, unser gelangweiltes mehrmaliges Aufrufen von Social Media Apps verwechseln wir mit einer Neugier an der Welt, unsere gelebte Passivität interpretieren wie als aktive Verweigerung.
Social Media bringt Anliegen von Minderheiten sowie die Probleme und Missstände der Gesellschaft nicht nach oben, sondern verdeckt sie. Wenn Probleme keine "Retweet"-Eigenschaften haben, dann fallen sie auch niemanden auf. Das ist aber das charakteristische an journalistischer Neugier, genau dort weiterzuwühlen, solange bis das Thema massentauglich wird. Und die Web 2.0-Welt? Das Interesse an der persönlichen Umgebung wächst, das Interesse an den weiter weg liegenden Themen sinkt. Facebook behindert damit die Solidarisierung anstatt sie zu fördern.

Die Übertreibungs-Blase Web 2.0 ist kurz vor dem Platzen. So wie es keine New Economy im Jahr 2000 und den Jahren danach gab, so gibt es kein Web 2.0, das die Kommunikation revolutioniert.

Es gibt massive Veränderungen im Medienkonsum, doch es wäre fatal, würden Medienmacher Social Media Beratern vertrauen, die das als Siegeszug der Laien-Kommunikatoren interpretieren. Die Herausforderung an Medienmacher lautet: Bekämpfe die Passivität und Langeweile und verschärfe daher die Relevanz deiner Medien. Aber vertraue nicht auf den "Like me" Button.

April 19, 2010

Google hat die Taschen voller Geld, Medien müssen nicht eifersüchtig sein

Fazit: Google will und kann vorne sein. Das macht den anderen Software-Herstellern wie Microsoft Kopfzerbrechen, weil die Angriffe zunehmend schmerzhafter werden. Die Handy-Hersteller müssen auch zittern, aber für Medienunternehmen wird Google zur Überlebensfrage. Kooperation erscheint aus Sicht der Medien dennoch als bessere Option.
Es gibt Firmen, denen geht alles locker von der Hand. Zu diesem erlesenen Kreis gehört auch Google aus Kalifornien. Der Softwarekonzern meldete im ersten Quartal 2010 einen Umsatzanstieg um 23 Prozent auf sagenhafte 6,7 Milliarden US-$. Die Gewinnmarge erhöhte sich damit um drei Prozentpunkte auf 29 Prozent. Auch wenn am vergangenen Freitag an den Börsen kurzfristig eine Enttäuschung zu spüren war, ist das ein sensationelles Ergebnis, das zeigt: Google kann vom Aufschwung der Wirtschaft profitieren. Die Enttäuschung ist auf zu hohe Erwartungen und auf die steigenden Kosten zurückzuführen. Der Konzern nahm im ersten Quartal 800 neue Mitarbeiter auf. Und teilweise finden Analysten ­Haare in jeder Suppe: So wurde etwa bemängelt, dass Googles Marktanteil bei Suchabfragen im Internet von 65,5 auf 65,1 Prozent gesunken sei. So what? Google macht eine Menge richtig.

Forschen macht stark.

Das Erfolgsgeheimnis liegt im starken Fokus auf Forschung und Entwicklung. Der Konzern steckt 19 Prozent seiner gesamten Ausgaben in die Weiterentwicklung seiner Plattformen und Produkte. Alleine im ersten Quartal machte Google umgerechnet 605 Millionen € frei, um am Handy zu forschen (Nexus One), um webbasierte Office-Lösungen zu verbessern, verschönte YouTube, verbesserte das Kernprodukt AdWords und setzte Innovationen mit webbasierten Druck-Lösungen (Cloud Anwendungen).

Google will und kann vorne sein. Das macht den anderen Software-Herstellern wie Microsoft Kopfzerbrechen, weil die Angriffe zunehmend schmerzhafter werden. Das löst bei Handy-Herstellern wie Nokia Unbehagen aus, weil sie neben Apple nun einen neuen weiteren erwarten und es bereitet der Medienindustrie schlaflose Nächte, weil sie direkter Verlierer im Match um Werbegelder sein könnte. Diese Woche zeigt sich einiges, denn da legt die „New York Times“ Zahlen vor, die im vierten Quartal noch 15 Prozent Umsatzrückgang verbuchte.

Wer gewinnt?

Spannend also, ob die ­Medienindustrie auch vom Aufschwung profitieren kann – oder ob jene Kunden, die werblich während der Krise pausierten, nun zu Google übergelaufen sind. Langfristig müssen die Medienunternehmen aber ihre Vertriebserlöse steigern und setzen daher auf Preiserhöhungen – zumeist bei ihren digitalen Plattformen. Doch da halten die Softwarekonzerne Amazon.com und Apple, die bis zu 70 Prozent der Erlöse als Vermittlungsprovision für sich reklamieren, die Hand auf. Google könnte mit einem Zahlungssystem zum Verbündeten werden. Forsche also Google, forsche!

März 26, 2010

iPad Gold Rush: Advertisers are ready to pay premium fees

Take away: As so often Apple surprises the industry: In a magic gold rush advertisers are ready to pay premium fees for advertising on the iPad-editions of magazines and newspapers, Wall Street Journal reports.

Time magazine has signed up Unilever, Toyota Motor, Fidelity Investments and at least three others for marketing agreements priced at about $200,000 apiece for a single ad spot in each of the first eight issues of the magazine's iPad edition, according to people familiar with the matter. And what about newspapers? Six advertisers, including Coca-Cola and FedEx, have agreed to advertise with the Wall Street Journal, and a four-month ad package costs $400,000, according to these people, who are involved. Coke and FedEx declined to comment on terms.

iPad and sustainability of the gold rush There is the car maker Ford for example, who will advertize a game on the New York Times iPad-App. Ok, it seems as if the media industry sees a lot of advertising chances on the iPad. Strange, why didn't this advertising gold rush happen on the mobile devices, on the mobile and iphone editions of New York Times, Time, and WSJ? As I argued before, the media industry has this idea, just similar to the publishers soncept, that the iPad brings back the good old times. But these times, in which we were able to advertise directly to a community, are gone. Gone, forever. Nowadays advertising is much more complicated with all the fragmentation going on.
Be there with your message on Twitter, on Facebook on iPhone, on iPad, on Android, on Google, on Bing, on... Would be nice, if the iPad could get us all some relieve on that. It is simply not the case.

Soon advertisers, like Ford, will realize, that it makes much more sense to publish their own iPad-Apps, than to ad videos to the iPad-version of NYT.
This is sad news for the advertisers but good news follow the way. Because in a third step newspapers, magazines and advertisers will merge their ambitions. NYT will advertize its app on the Ford-App, and Ford will advertise on the NYT-App. And together they will form strong communication bundles. The brand will always have a value, traffic will be a chance to reach audiences. But the big questions for newspapers and magazines remain: How do we make money, as ad revenues (iPad-gold rush) will not stay forever. The answer is: Re-add value to the content. Multi-media-enrichment is one approach, journalism another.
The WSJ plans to charge subscribers $17.99 a month for iPad subscriptions, according to a person familiar with the matter. (Ha!Chinese Walls! This is what the WSJ reports ;-)) I personally like this Wall Street approach. The iPad-version is now nearly double the price of the online edition. The more techy it gets, the higher the price. Yesss, we can!

März 15, 2009

Überraschend: Die Presse am Sonntag schlägt den Standard

Heute habe ich der "Presse" den Sonntag gerettet. Ich habe zwei Euro in die Box der Verkaufstasche geschmissen - erst dann das etwas angenässte Papierpaket an mich genommen. In meiner Verkaufstasche war es das letzte Exemplar der neuen Sonntagspresse, mein "Zweier" war jedoch nach Schütteltest die erste Münze im Beutel. Österreich lässt sich also die Rettung schenken.

Presse am Sonntag ist schwer, aber dennoch ein Leichtgewicht Zum wichtigeren: Ich habe "Die Presse am Sonntag" neben meinen "Standard" am Samstag gelegt. Der Vergleich macht sicher: Schön ist an der neuen Presse, dass sie so ganz anders ist.

1.) Sie ist schwer, schwerer als "Der Standard". Was nicht zuletzt daran liegt, dass sie voll von dem ist, was wir in Zeitungen gar nicht mehr finden: Anzeigen. Wobei die schönsten Anzeigen von Diners und Orange kommen, die mit CR Michael Fleischhacker ein kokettes Wechselpassspiel betreiben. (Fleischhacker vergangene Woche im Leitartikel: "Die Hypothese, dass Zeitungen, die in der Finanzierung ihrer journalistischen Ressourcen überwiegend auf Anzeigenerlöse angewiesen sind, ihre Berichterstattung zunehmend an den Interessen dieser Financiers ausrichten, ist nicht vollkommen aus der Welt." Orange im heutigen Inserat. "Ich bin der Fleischhacker, der Nowak und der Ultsch, für die wie immer meine inneren Werte zählen.")

2.) Das Layout ist das beste, das ich an einer heimischen Tageszeitung je gesehen habe und es ist auch international vorne dabei.

3.) Die Presse am Sonntag trennt sich erbaulich von der klassischen Zeitung - und auch von dem, was wir in Österreich als Sonntagszeitung (Kurier, Krone) kennen. Und sie macht Christian Rainers "Profil", das ja mit seiner Redaktion im gleichen Gebäude sitzt, nun inhaltlich ernsthaft Konkurrenz.

Beispiele: Ausführliche Reportagen, etwa über die Ausweglosigkeit der Budapester Jugend (Budapester Blues), den Goldrausch in Ghana, die Fuggers und die Verlierer der Krise in den USA.

Nicht immer, muss alles schmecken Womit ich nicht ganz zurecht komme sind der Sportteil sowie das Ressort "Leben": Die kommen dann inhaltlich doch sehr anstrengend vor, mein Leben und meine Neugier auf das Leben anderer sieht anders aus. Und auch die Ressortaufmacher sowie der Blattaufmacher sind weniger ansprechend als das, was danach kommt. Warum ist Fleischhackers Leitartikel: "Irgendetwas stimmt da nicht" über das Böse im Täter Blattaufmacher? Ein völliger Bruch mit den Wochentagen der Presse, aber ein Ersatz, der nicht ganz schlüssig ist. Weil Meinung gut und schön ist, aber Meinung in der Zeitung ist nicht das wichtigste, ist auch nicht so erotisch wie ein Internet-Blog, weil viel mühsamer. Und Fleischhacker schreibt schon sehr gut, aber eben auch nicht so gut, dass wir damit die Zeitung aufmachen.

Alte Zöpfe Und das Abschlussinterview der Presse am Sonntag ist ebenso verzopft wie das Eingangsinterview: Vorne Werner Faymann, haha, mal anders gefragt, und hinten Hugo Portisch. Das ist dann eben doch wieder die staatstragende Presse, die es fast geschafft hätte, sich selbst den alten Zopf abzuschneiden - ihn aber dann doch dran ließ und sich statt dessen ein Flinserl ins Ohr schießen ließ.

Fazit: Die Presse hat eine großartige Sonntags-Presse gemacht, die auch den Herausgeber Horst Pirker stolz machen wird. Vom Layout über die Themenwahl bis zu Umfang, Struktur und Aufbau ist diese Zeitung spannend und drängt den Samstags-Standard nun auf Platz 2 der besten heimischen Zeitungen. Der Kurier, der zuletzt so viele bemühte, aber wenig innovative Produkte (Geldbeilage,...) brachte, darf sich aufgefordert fühlen, noch einmal über alles genau nachzudenken. Geht die Reise Richtung "Österreich" und ist die Sonntags-Presse ein Ansporn, sich nach der Decke zu strecken.

Ha, fast hätte ich das vergessen! Ist diese Sonntags-Presse nicht fast ein wenig zu clever, zu dick, zu tief für den Erfolg an Österreichs Sonntags-Verkaufstaschen? Nun: Erstens werden - so wie heute - auch in Zukunft die meisten sich den Sonntag einfach nehmen - ohne lange in der Börse nach der großen Münze zu kramen. Zweitens wird der Presse jede Menge einfallen, um die Auflage zu erhöhen. Ich prognostiziere, dass spätestens im Herbst alle Presse-Abonnenten die Sonntags-Presse gratis dazu bekommen. Nur so ist das Gesamt-Produkt auch rechenbar: Denn so viele Inserenten wie heute, die sonst nie Anzeigen schalten, werden in Zukunft nicht bei dem Wagnis dabei sein. So wie bei Kurier und Krone zählt mehr, wie hoch die vertriebene Auflage ist - und der Copy-Preis von zwei Euro - sowie der Abopreis von insgesamt 361,80 (Mo-So) wird sich nicht durchsetzen. Ich bin gespannt auf den nächsten Sonntag, weil diese Vorlage extrem hoch war. Gratulation dem Team!

Februar 10, 2009

Google sammelt viele Daten - gut so!

Wird dieser Blog die meistgeklickte Webseite der Welt, nur weil ich einen einfachen Trick verwende? Kann ich die Leserzahlen um 1000 Prozent steigern? Die Spielregeln zu Beginn. Erstens: Da Sie bereit sind, hier weiterzulesen, sind Sie Teil des Experiments.

Zweitens: Ich werde Sie über die laufenden Ergebnisse informieren Drittens: Wenn es funktioniert, machen wir daraus ein Marketing-Tool.

Die Versuchsanordnung: In diesem Blog-Eintrag werde ich die meistgesuchten Begriffe im Internet verwenden, abzulesen unter Google.com/trends. Demnach wurde gestern im Internet am häufigsten nach „Americans for Prosperity" gesucht. Eine Kampagne, die sich gegen das wirtschaftliche Stimulus-Paket von Obama richtet. Auf Platz 2: No Stimulus Petition. Platz 3 geht an Super Adventure Club, einen Begriff aus South Park. Also: Ich verwende heute die meistgesuchten Begriffe und hoffe morgen auf sehr viel Traffic über Google. Wenn das klappt, werde ich darüber berichten. Und wir haben ein geniales Marketing-Tool gefunden, um im Internet Traffic zu erzeugen.

Worum es mir bei der Google-Sache jedoch geht. Vor wenigen Tagen hörte ich bei einer Veranstaltung der APA eBusiness Community Hermann Maurer, Professor für Computerwissenschaften an der TU Graz. Er erläuterte im Rahmen eines Impulsreferats seine Bedenken über die grassierende Datensammelwut. Google schieße dabei über die Grenzen des Datenschutzes hinaus. Dicht dahinter liegen Amazon, eBay. Aber auch Microsoft, im Gegensatz zu Google quasi als „Good Guy" apostrophiert, sei beim Datensammeln ebenso eifrig unterwegs. Und Google muss zerschlagen werden, Punkt! So Maurer Ich werde versuchen, diese Thesen zu widerlegen. Schritt für Schritt, nicht alle auf einmal. Doch zuerst zu den Thesen von Maurer.

Was Maurer vorwirft: Der gläserne Mensch sei zur Realität geworden. Google sammle Daten, und es sei möglich, dass diese Daten weitergegeben würden. Suchanfragen, Mailsysteme, Bestellungen, Nachrichten in sozialen Netzwerken, Speicherung von Daten auf externe Datenspeicher sowie der neueste IT-Trend Cloud Computing, bei dem die Daten und Anwendungen von Dienstleistern extern verwaltet werden und nicht mehr am PC liegen, seien geradezu prädestiniert, eifrig Daten über die Nutzer in Profilen zusammen zu fassen. Diese Profile können exakt ausgewertet werden. Punktgenau könne der Nutzer zwar einerseits von Unternehmen mit Werbung versorgt werden. Andererseits sieht Maurer darin eine große Gefahr: „Der Kunde ist total überwachbar, er ist gläsern." Problematisch sei die Datensammlung, weil Google etwa dadurch Preise in Rohstoffmärkten oder im Immobilienmarkt beeinflussen könne. „Dann steuern wir geradewegs auf eine Situation zu, wo der Preis nur noch von einem Anbieter diktiert wird", sagt Maurer. Dadurch würde der Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage außer Kraft gesetzt.

Daten als Rohstoff für die Zukunft

_„Google sitzt auf einem Reichtum von Profilen", erklärt Maurer. Noch würde Google die Daten nicht verkaufen. „Geraten diese Daten in falsche Hände, können etwa Oppositionelle dadurch überwacht, unterdrückt oder gar eliminiert werden." Ein Land in Fernost - es ist nicht nur China - hegt größere Begehrlichkeiten und will die Daten über Oppositionelle kaufen, wie Maurer erklärt: „Der größte Detektiv ist die Suchmaschine." In China seien aufgrund von Suchmaschinen bereits vier Menschen zur Todesstrafe verurteilt und exekutiert worden. Google solle zerschlagen werden.

Warum Google nicht zerschlagen werden soll

1.) Google hat das beste Anzeigenprodukt Mit Kapital von großen Venture Fonds und einem Börsengang war es Google möglich, in den vergangenen Jahren das beste Werbewerkzeug zu erfinden, das derzeit verfügbar ist. Google Adwords und Adsense, Programme, bei denen Werbetreibende ihre Anzeigen einstellen, und Contentanbieter diese ausspielen, revolutionieren die Werbung. Das Zusammenschließen von Angebot und Nachfrage bei Vermarktungsplätzen ist derzeit nicht besser abzubilden. Für Werbetreibende wird Werbung heute skalierbar, für Portalbetreiber (früher Zeitungen, Magazine) werden Anzeigeneinnahmen automatisierbar und dadurch ebenfalls skalierbar. Das löst zwar nicht das Problem, das die Produktion von Nachrichten über kurz oder lang nur noch schwer finanzierbar sein wird, es erleichtert jedoch vielen, auch Bloggern und Kreativen, den Zugang zu neuen Erlösquellen.

2.) Google ist kein Monopol Auch wenn es so aussieht, weil 90 % der Europäer Google als Suchmaschine verwenden. Mit Microsoft und Yahoo gibt es direkte Konkurrenten am Suchmaschinensektor. Mit 123people und ähnlichen Personensuchmaschinen gibt es Meta-Werkzeuge, die sukzessive Marktanteile gewinnen. Auf dem Sektor Affiliate gibt es rund zwei Dutzend Wettbewerber, die stetig wachsen. Und mit dem Aufstieg von Facebook, LinkedIn und Xing gibt es ernstzunehmende Konkurrenz bei Online-Anzeigenprogrammen für Unternehmen.

3.) Google sammelt Daten und gibt sie weiter. Das ist richtig so- Zu Wissen, was Trends im Internet sind, macht den entscheidenden unternehmerischen und publizistischen Erfolg von morgen aus. Google sammelt allerdings diese Daten nicht autoritär bei sich, sondern stellt diese Daten seinen Kunden und ALLEN Usern sehr transparent zur Verfügung. Von Verschleierung kann nur jemand sprechen, der die Google-Tools nicht kennt. Von Analytics über Adsense, Sitemaps und AdWords bis zu Trends gibt Google sehr detailliert und genau sämtliche kumulierten Verhaltensdaten, die gesammelt wurden, wieder der Online-Community zurück. Um als Anwender bessere Online-Tools, Content oder Werbung darauf aufzusetzen. Google ist keineswegs die CIA, der KGB oder das FBI, bei denen Daten gesammelt werden, um in Archiven nach finsteren Geheimlehren entschlüsselt zu werden - oder um zu verschimmeln. Den Vorwurf, Google würde die Daten verkaufen, halte ich für absurd. Denn das wäre das bewusste Untergraben eines Geschäftsmodells, das derzeit 22 Milliarden Dollar Umsatz und 25 % Marge abwirft. Weitere Argumente folgen.

Doch nun die Keyword-Liste um zu testen, ob das Experiment funktioniert.

Die US-Top-Keywords von heute

1. americans for prosperity 2. no stimulus petition 3. super adventure club 4. selena roberts 5. nostimulus 6. helen thomas 7. all eyes on me 8. angel on a leash 9. blink 182 back together 10. selena roberts sports illustrated 11. dub magazine 12. gace 13. chris brown arrested 14. presidential news conference 15. mia pregnant 16. anita baker 17. mike detjen 18. raising sand 19. betsy mccoy 20. smokey robinson

Die österreichischen Aufsteiger: 1. google latitude Breakout 2. dana vavrova Breakout 3. lara gut +1000% 4. google ocean +950% 5. falco +450% 6. tina turner +250% 7. google earth +150% 8. valentinstag +110% 9. orf sport +100% 10. earth +100%

Die deutschen Aufsteiger;

1. inge posmyk Breakout 2. google latitude Breakout 3. forkeln Breakout 4. kardelen +700% 5. google ocean +550% 6. märklin +250% 7. valentinstag +110% 8. google earth +90% 9. g1 +90% 10. pearl +70%

Die Schweizer Aufsteiger:

1. lara gut +850% 2. ski wm +800% 3. fcz +200% 4. fis +120% 5. greenfield +110% 6. google earth +90% 7. big brother +90% 8. earth +80% 9. wetter schweiz +70% 10. grande fratello +60%

Januar 29, 2009

Was die New York Times von Google lernen kann

Gestern sprach mich ein Kollege aus meiner Redaktion darauf an, dass die New York Times im Online-Geschäft Umsatz verliert. Und heute ließ AOL aufhorchen. Ist die Goldene Online Zukunft für Verleger, Medien und Journalisten damit ein für allemal passé? Und was kann New York Times von Google lernen? Für alle Schnellleser: Die NYT kann Effizienz lernen. Mit nur knapp doppelt soviel Mitarbeitern wie die Zeitung NYT macht Google zehnmal soviel Umsatz. Was Verlage derzeit noch nicht können: Vernetzen´, doch darum dreht sich in der Informationswelt von heute alles.

Nun aber die spannenden Details

1.) Das Internet-Portal AOL streicht angesichts einbrechender Werbeumsätze rund zehn Prozent seiner Stellen. Die Sparte des US-Medienkonzerns Time Warner baue insgesamt 700 Jobs ab, berichtete das "Wall Street Journal" am Mittwoch. Time Warner sucht für AOL wegen der Probleme seit längerem nach einer neuen Strategie womöglich mit einem Partner oder Käufer. Aussagen zum aktuellen Stand werden bei der Bilanzvorlage von Time Warner in der nächsten Woche erwartet.

2.) Die New York Times erleidet einen tiefen Gewinneinbruch. Die weltweite beste Tageszeitung wies für das vierte Quartal 2008 "nur" noch einen Ertrag von 27,65 Millionen Dollar aus. Das waren 48 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Umsatz lag mit 772,1 Millionen Dollar leicht über den Erwartungen.

Im Gesamtjahr 2008 erlitt die NYT-Gruppe wegen hoher Abschreibungen sogar einen Verlust von 58 Millionen Dollar. Der Umsatz sank um knapp acht Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar.

Allerdings gingen zum ersten Mal auch die Einnahmen aus der Online-Werbung zurück, wie das Verlagshaus am Mittwoch mitteilte. Die Einkünfte aus der Platzierung von Bannern und anderer Werbung auf den Webseiten der NYT sanken um 3,5 Prozent.

Alles aus? Auch das Online-Geschäft geht nicht auf? Google frisst sie alle? Nein. Erstens kann man wohl nicht vom Ende einer Branche sprechen, wenn eine Zeitung 2,9 Milliarden Dollar Umsatz macht. Und die Verluste kommen daher, dass sich die Zeitung einfach etwas übernommen, oder eben verschätzt hat. Das Verlagsgebäude beim Times Square, neu gebaut und rund 225 Millionen wert, spielt alle Stücke, aber es verlor an Wert. Und abgebaut hat die NYT bereits im April vergangenen Jahres, aber eigentlich zu spät.

Vergleich von New York Times, Google und Yahoo Unternehmen Umsatz in Mio. $ Gewinn in Mio. $ Mitarbeiter

Google Umsatz: 22 000 Mio. $ Gewinn: 4 226 Mio. $ Mitarbeiter: 20 222

Yahoo Umsatz: 7 200 Mio. $ Gewinn: 424 Mio. $ Mitarbeiter: 15 000

NYT Umsatz: 2 900 Mio. $ Gewinn: -58 Mio. $ Mitarbeiter: 12 000

Bei Yahoo brach der Gewinn um 30 Prozent auf 424 Millionen Dollar ein. Der Umsatz wuchs um drei Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar.

Alles also eine Frage der Marktposition und des Geschäftsmodells: Google ist Nummer 1, Yahoo kommt bei Online-Werbung auch nicht annähernd an Google heran, hat jedoch beinahe gleich viel Personal. Die NYT hat etwas mehr als halb soviel Personal wie Google, jedoch etwa 15 Prozent des Umsatzes.

Die Logik: Google profitiert natürlich vom Content, allerdings von der Verknüpfung von Suchen und Finden. NYT lebt von der Content-Generierung.

Verlagshäuser werden in Zukunft viel stärker auf die Vernetzung von bestehendem Content setzen müssen, sei es über die Erfindung zielgruppenspezifischer Suchmaschinen, die ihnen andere nicht nachmachen können, weil sie mehr wissen, als Google,. in einzelnen Bereichen. Oder über Mash-Networks und soziale Verknüpfungen, weil sie immer noch mehr "Fans" als alle anderen Spieler im Online-Geschäft haben.

Wie wichtig ist Online für die NYT? Die NYT Group macht übrigens 1,8 Milliarden Dollar Jahresumsatz aus Werbung, 0,9 Milliarden aus Abos (Zeitungsverkauf) und 0,3 Mrd Dollar aus anderen Einnahmen. 12 Prozent der Umsätze kommen aus dem Internet-Geschäft, fast zur Gänze aus Werbung. Und im Gesamtjahr sind diese Einnahmen um 6,5 Prozent gestiegen, die Internet-Werbeumsätze sogar um 9,3 Prozent auf 308 Millionen Dollar.

Fazit: Nur mit der Ruhe, lieber Kollege, das Internet wird für die NYT immer wichtiger, aber hier verlieren die Medien kräftig an Boden gegenüber neuen Playern wie Google, Facebook, Linked In oder XING. http://files.shareholder.com/downloads/YHOO/534111201x0x268250/43268c65-53c3-4b3c-8a10-2c8018a6c80a/YHOO_Q4FY08PressReleaseFinal.pdf http://phx.corporate-ir.net/phoenix.zhtml?c=105317&p=irol-pressArticle&ID=1249232&highlight=