Februar 10, 2009

Google sammelt viele Daten - gut so!

Wird dieser Blog die meistgeklickte Webseite der Welt, nur weil ich einen einfachen Trick verwende? Kann ich die Leserzahlen um 1000 Prozent steigern? Die Spielregeln zu Beginn. Erstens: Da Sie bereit sind, hier weiterzulesen, sind Sie Teil des Experiments.

Zweitens: Ich werde Sie über die laufenden Ergebnisse informieren Drittens: Wenn es funktioniert, machen wir daraus ein Marketing-Tool.

Die Versuchsanordnung: In diesem Blog-Eintrag werde ich die meistgesuchten Begriffe im Internet verwenden, abzulesen unter Google.com/trends. Demnach wurde gestern im Internet am häufigsten nach „Americans for Prosperity" gesucht. Eine Kampagne, die sich gegen das wirtschaftliche Stimulus-Paket von Obama richtet. Auf Platz 2: No Stimulus Petition. Platz 3 geht an Super Adventure Club, einen Begriff aus South Park. Also: Ich verwende heute die meistgesuchten Begriffe und hoffe morgen auf sehr viel Traffic über Google. Wenn das klappt, werde ich darüber berichten. Und wir haben ein geniales Marketing-Tool gefunden, um im Internet Traffic zu erzeugen.

Worum es mir bei der Google-Sache jedoch geht. Vor wenigen Tagen hörte ich bei einer Veranstaltung der APA eBusiness Community Hermann Maurer, Professor für Computerwissenschaften an der TU Graz. Er erläuterte im Rahmen eines Impulsreferats seine Bedenken über die grassierende Datensammelwut. Google schieße dabei über die Grenzen des Datenschutzes hinaus. Dicht dahinter liegen Amazon, eBay. Aber auch Microsoft, im Gegensatz zu Google quasi als „Good Guy" apostrophiert, sei beim Datensammeln ebenso eifrig unterwegs. Und Google muss zerschlagen werden, Punkt! So Maurer Ich werde versuchen, diese Thesen zu widerlegen. Schritt für Schritt, nicht alle auf einmal. Doch zuerst zu den Thesen von Maurer.

Was Maurer vorwirft: Der gläserne Mensch sei zur Realität geworden. Google sammle Daten, und es sei möglich, dass diese Daten weitergegeben würden. Suchanfragen, Mailsysteme, Bestellungen, Nachrichten in sozialen Netzwerken, Speicherung von Daten auf externe Datenspeicher sowie der neueste IT-Trend Cloud Computing, bei dem die Daten und Anwendungen von Dienstleistern extern verwaltet werden und nicht mehr am PC liegen, seien geradezu prädestiniert, eifrig Daten über die Nutzer in Profilen zusammen zu fassen. Diese Profile können exakt ausgewertet werden. Punktgenau könne der Nutzer zwar einerseits von Unternehmen mit Werbung versorgt werden. Andererseits sieht Maurer darin eine große Gefahr: „Der Kunde ist total überwachbar, er ist gläsern." Problematisch sei die Datensammlung, weil Google etwa dadurch Preise in Rohstoffmärkten oder im Immobilienmarkt beeinflussen könne. „Dann steuern wir geradewegs auf eine Situation zu, wo der Preis nur noch von einem Anbieter diktiert wird", sagt Maurer. Dadurch würde der Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage außer Kraft gesetzt.

Daten als Rohstoff für die Zukunft

_„Google sitzt auf einem Reichtum von Profilen", erklärt Maurer. Noch würde Google die Daten nicht verkaufen. „Geraten diese Daten in falsche Hände, können etwa Oppositionelle dadurch überwacht, unterdrückt oder gar eliminiert werden." Ein Land in Fernost - es ist nicht nur China - hegt größere Begehrlichkeiten und will die Daten über Oppositionelle kaufen, wie Maurer erklärt: „Der größte Detektiv ist die Suchmaschine." In China seien aufgrund von Suchmaschinen bereits vier Menschen zur Todesstrafe verurteilt und exekutiert worden. Google solle zerschlagen werden.

Warum Google nicht zerschlagen werden soll

1.) Google hat das beste Anzeigenprodukt Mit Kapital von großen Venture Fonds und einem Börsengang war es Google möglich, in den vergangenen Jahren das beste Werbewerkzeug zu erfinden, das derzeit verfügbar ist. Google Adwords und Adsense, Programme, bei denen Werbetreibende ihre Anzeigen einstellen, und Contentanbieter diese ausspielen, revolutionieren die Werbung. Das Zusammenschließen von Angebot und Nachfrage bei Vermarktungsplätzen ist derzeit nicht besser abzubilden. Für Werbetreibende wird Werbung heute skalierbar, für Portalbetreiber (früher Zeitungen, Magazine) werden Anzeigeneinnahmen automatisierbar und dadurch ebenfalls skalierbar. Das löst zwar nicht das Problem, das die Produktion von Nachrichten über kurz oder lang nur noch schwer finanzierbar sein wird, es erleichtert jedoch vielen, auch Bloggern und Kreativen, den Zugang zu neuen Erlösquellen.

2.) Google ist kein Monopol Auch wenn es so aussieht, weil 90 % der Europäer Google als Suchmaschine verwenden. Mit Microsoft und Yahoo gibt es direkte Konkurrenten am Suchmaschinensektor. Mit 123people und ähnlichen Personensuchmaschinen gibt es Meta-Werkzeuge, die sukzessive Marktanteile gewinnen. Auf dem Sektor Affiliate gibt es rund zwei Dutzend Wettbewerber, die stetig wachsen. Und mit dem Aufstieg von Facebook, LinkedIn und Xing gibt es ernstzunehmende Konkurrenz bei Online-Anzeigenprogrammen für Unternehmen.

3.) Google sammelt Daten und gibt sie weiter. Das ist richtig so- Zu Wissen, was Trends im Internet sind, macht den entscheidenden unternehmerischen und publizistischen Erfolg von morgen aus. Google sammelt allerdings diese Daten nicht autoritär bei sich, sondern stellt diese Daten seinen Kunden und ALLEN Usern sehr transparent zur Verfügung. Von Verschleierung kann nur jemand sprechen, der die Google-Tools nicht kennt. Von Analytics über Adsense, Sitemaps und AdWords bis zu Trends gibt Google sehr detailliert und genau sämtliche kumulierten Verhaltensdaten, die gesammelt wurden, wieder der Online-Community zurück. Um als Anwender bessere Online-Tools, Content oder Werbung darauf aufzusetzen. Google ist keineswegs die CIA, der KGB oder das FBI, bei denen Daten gesammelt werden, um in Archiven nach finsteren Geheimlehren entschlüsselt zu werden - oder um zu verschimmeln. Den Vorwurf, Google würde die Daten verkaufen, halte ich für absurd. Denn das wäre das bewusste Untergraben eines Geschäftsmodells, das derzeit 22 Milliarden Dollar Umsatz und 25 % Marge abwirft. Weitere Argumente folgen.

Doch nun die Keyword-Liste um zu testen, ob das Experiment funktioniert.

Die US-Top-Keywords von heute

1. americans for prosperity 2. no stimulus petition 3. super adventure club 4. selena roberts 5. nostimulus 6. helen thomas 7. all eyes on me 8. angel on a leash 9. blink 182 back together 10. selena roberts sports illustrated 11. dub magazine 12. gace 13. chris brown arrested 14. presidential news conference 15. mia pregnant 16. anita baker 17. mike detjen 18. raising sand 19. betsy mccoy 20. smokey robinson

Die österreichischen Aufsteiger: 1. google latitude Breakout 2. dana vavrova Breakout 3. lara gut +1000% 4. google ocean +950% 5. falco +450% 6. tina turner +250% 7. google earth +150% 8. valentinstag +110% 9. orf sport +100% 10. earth +100%

Die deutschen Aufsteiger;

1. inge posmyk Breakout 2. google latitude Breakout 3. forkeln Breakout 4. kardelen +700% 5. google ocean +550% 6. märklin +250% 7. valentinstag +110% 8. google earth +90% 9. g1 +90% 10. pearl +70%

Die Schweizer Aufsteiger:

1. lara gut +850% 2. ski wm +800% 3. fcz +200% 4. fis +120% 5. greenfield +110% 6. google earth +90% 7. big brother +90% 8. earth +80% 9. wetter schweiz +70% 10. grande fratello +60%

3 Kommentare:

Andreas Sattlberger hat gesagt…

Selbst wenn es kurzfristig die MCWOTW (most clicked website of the world) wäre, fehlt mir genau das eine Wesentliche: Wo besteht der Nutzen für die Klicker?

Darum eben ist Google so populär. Es ist nützlich und einfach. Man hat eine Frage und bekommt eine Anwort (oder auch mehrere, zuviele?)

Andreas Sattlberger hat gesagt…

Zur Datensammlung & dem gläsernen Menschen:
Es ist wahr, die Welt hat sich geändert: Wir ertrinken in Daten!

Dabei haben wir noch gar nichts gesehen. Die wahre Datenflut wird uns überspülen und nach Luft = Sinn ringen lassen. Die Gründe der Datenflut sind bekannt und das Datenwachstum unaufhaltsam.

Daher sind Innovationen zur "sinnvollen" Bewältigung all der Daten von essenzieller Bedeutung. Da braucht es Ideen, Kreativität, Unternehmertum und Mut!

Google zu kritisieren scheint mir darob Luddismus.

Kreative Lösungen sind selbstverständlich auch in der Erarbeitung von juristisch einwandfreien Verwendungen von Daten notwendig. Dafür werden die rechtlichen Institute Schritt für Schritt angepasst.

Tatkräftiger Optimismus kann auch bei uns praktiziert werden, denn vielleicht kommt manche kreative Lösung aus Österreich (aus Graz?)

Anonym hat gesagt…

Der Grund, warum das Experiment so nicht funktionieren wird, ist meines Erachtens primär der: Selbst wenn hier alle "wichtigen" Suchbegriffe auf einer Seite sind, sind sie doch alle nicht in die Tiefe ausgelotet - entsprechend wird die Seite wohl für all diese Begriffe irgendwo in den Suchresultaten auftauchen, aber lange nicht zuoberst. Benannte Backlinks und Quellen-Qualitäts-Algorithmen bei Google sei Dank.

Trotzdem natürlich eine interessante Idee - nur, SEO ist zwar einfach, aber doch noch ein Stück komplexer als die Seite hier :P