Christina Maria Busch und Florian Kleedorfer entwickeln das "Web of Needs" |
Heute war ein Tag, an dem mir bewusst wurde, dass ich
einfach zu wenig weiß. Vielleicht hat das Leben noch genügend Tage, um die
Lücken ein klein wenig zu schließen.
Ich durfte an der Jahresklausur der Research Studios Austria teilnehmen
und eine Keynote zum Thema halten: Bringen disruptive Technologien Qualität und
Content um? Vor einem Publikum aus ForscherInnen und digitalen UnternehmerInnen
fühlt man sich mit diesem Thema als Partybreaker, auch wenn ich die Zukunft für
Medien in der digitalen Welt bekanntermaßen nicht nur rosig, sondern golden sehe. Der Vortrag
findet sich hier.
Peter A. Bruck gründete vor zwölf Jahren die Research Studios Austria |
Die Research Studios Austria beschäftigen sich damit, Innovationen
aus der Forschung auf den Markt zu bringen. Ein solches Unternehmen ist etwa Knowledgefox, ein Unternehmen, das
Lernen und Wissenserwerb durch innovative Tools vereinfachen möchte.
Gegründet und geleitet wird das Institut von Prof Dr Peter A.
Bruck, dessen Renommee weit über die Welt der Wissenschaft hinaus in die
Industrie hineinreicht. Was ich in kurzer Zeit mitnehmen konnte, ist allerdings
spannend: Da geht es in den RSA-Studios etwa um die Erforschung der
sensorischen Erfassung menschlicher Aufmerksamkeitsindikatoren in der aktiven
sowie passiven Interaktion. Wie kann etwa anhand von Pupillenbewegung bzw. –öffnung
der Aufmerksamkeitsgrad eines Chirurgen oder eines Industriearbeiters gemessen
werden. Oder indem Kopfbewegungen eines Menschen beobachtet werden, um
herauszufinden, womit er sich gerade beschäftigt. Anwendungsfelder ergeben sich
in der Kommunikation zwischen Maschine und Mensch, Wann etwa muss ein Roboter
besonders umsichtig sein, da der Maschine steuernde Mensch unaufmerksam ist. Oder
in der Qualitätskontrolle der Produktion: War der Facharbeiter beim Zusammenbau
aufmerksam? Getestet wird derzeit in Fischer-Skifabrik. Die Herausforderung?
Die Daten so zu isolieren, dass gesichert ist, dass die Bewegung tatsächlich
Indikator der Aufmerksamkeit ist.
Nun, das wäre doch spannend, wenn wir damit die
Aufmerksamkeit eines Users für Content oder Werbung messen könnten? Engagement
heißt ja das Zauberwort unserer Branche, mit der wir zukünftig guten Content
von schlechtem trennen wollen und mit dem wir auch den Wert der Werbung erheben
werden. Kein Problem, meint Forscher Benedikt
Gollan, der auch noch offen für weitere Projektpartner ist.
Das fünfte Internet
Spannend auch die Erforschung des „Web 5.0“ bzw des „Web of
Needs“, dem sich Florian Kleedorfer
und Christina Maria Busch
verschrieben haben. Die Idee: Ein Internet und ein e-Commerce, die weniger über
die Angebote der Produzenten und Händler determiniert sind als über die Bedürfnisse
der Verbraucher: Ein Internet also, in dem die Bedürfnisse und Angebote als gleichberechtigte
Objekte publiziert werden und automatisch gematcht werden. Auf Deutsch? Wenn
ich Kitesurfing-Training suche, muss ich derzeit die Angebote verschiedener
Anbieter, Marktplätze oder auch Google durchforsten, mehrmals also mein
Bedürfnis als Suche explizit formulieren. Wie wäre es, wenn ich mein Bedürfnis
universell publiziere, also einen Bedürfnis-Bulk-Upload ins WWW mache? Die Chance
meinen Kitekurs zu einem besseren Preis zu bekommen, wäre hoch. Gäbe es das Web
of Needs, wäre die Disruption in vielen Branchen sehr hoch. Weil die
fragmentierten Marktplätze zu einem großen Angebotsplatz zusammenwachsen und
damit der Wettbewerb steigt. Die beiden Forscher und Jungunternehmer sehen
daher das Interesse der Industrie an solchen einheitlichen Protokollen des „Web of Needs“, die sie
ja gerade erforschen, skeptisch. Das fünfte Web wäre disruptiv gegenüber den Gewinnern
des Web 1.0 und 2.0. Was würde Apple machen? Vermutlich genau in diese Technologie
investieren. Und die Sharing Economy zeigt, dass User-zentrierte Zugänge, Beispiel
Uber, derzeit in hohem Tempo klassische Produkt-Angebote überflügeln.
Wäre schön, wenn aus vielen Projekten der RSA-Studios
erfolgreiche Firmenneugründungen hervorgehen. Das Potenzial dazu haben diese
Innovationen allemal.
Weitere Infos
www.webofneeds.org/
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