Juni 05, 2012

Wenn Menschen Maschinen im Newsgeschäft besiegen

Mensch gegen Maschine im News-Geschäft


Takeaway: Mit sinkenden Anzeigenerlösen steigt auch die Zahl der Skeptiker, die nicht mehr an die Zukunft des professionellen Journalismus glaubt. Aktuelle Statistiken zeigen jedoch, dass sich hochwertige journalistische Inhalte gegenüber maschinengesteuerten Inhalten klar durchsetzen.

Haben nachrichten-getriebene Internetportale eine Zukunft? Verlassen sich Online-User in Zukunft auf die Kompetenz erfahrener Redakteure oder sinkt der Wert der verlässlichen Quelle?
Alle Nachrichtenorganisationen der Welt stellen sich diese und ähnliche Fragen, entscheiden die Antworten doch schließlich über die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells "Medienunternehmen".

Es geht um Interaktion
Glaubwürdigkeit wird bei Informationen immer eine Rolle spielen, aber es könnte durchaus sein, dass die Relevanz, die Medien als Marke oder Journalisten als Vermittler spielen, stark nachlässt.
Positive Beispiele, für all jene, die an die Zukunft des Journalismus glauben,  finden sich etwa bei Alan Rusbridger, dem Chefredakteur des Guardian (Rusbridger im Video-Interview) oder auch bei Wolfgang Blau, dem Chefredakteur von Zeit Online. Sie wissen, dass sich Journalismus verändern wird und tragen zur Veränderung positiv bei.
 Twitter ist die schnellste Nachrichtenagentur der Welt"
Ich selbst zähle mich auch zu den Optimisten - und bin mir sicher, dass Journalisten in der Lage sind ihre Fähigkeiten, nämlich die Kunst der Recherche, der Faktenkontrolle und des Storytelling, in eine neue Zeit und in neue Darstellungsformen zu heben. 
Wie das Team des WirtschaftsBlatt das umsetzen will, durfte ich vor kurzem in einem Video-Interview mit dem Medienmanager darstellen. Was wirklich neu hinzukommt - und von vielen Redaktionen erst erlernt wird - ist im Grunde nur eines: Wie rege ich Diskussion an? Denn Nachrichtenorganisationen werden zu Impulsgebern von Diskussion, Interaktion und Konversation, wenn sie auf Facebook und Twitter ernst genommen werden wollen.
Mein Kollege Peter Sempelmann, der die Online-Redaktion des WirtschaftsBlatt leitet, erzählte vergangene Woche PR-Managern, wie unser Team auf die Veränderungen reagiert. Er sagt, "Twitter ist die schnellste Nachrichtenagentur der Welt"

Spannend sind jedoch besonders die Skeptiker, die den Journalismus abgeschrieben haben. Besonders neugierig machen mich unter diesen natürlich jene, die selbst Medienhintergund haben und eine Zukunft ohne professionelle Journalisten sehen. Einer von ihnen ist mein hochgeschätzter Kollege Christian Drastil, der gemeinsam mit Josef Chladek und Bettina Schragl der Börse-Express erfolgreich großgezogen hat.
In einem aktuellen Blogpost beschreibt er den Relaunch von format.at.

Christian Drastil wörtlich: "Meine Meinung dazu? Wir haben hier bis auf den Gewinn fast durchwegs Newsportale (auch Trend/Format werden tagesaktuell, dafür steht Harry Fercher), das ist viel zuviel des Guten. Anreicherung durch Printgeschichten wird auch nicht wirklich das Thema sein, da dies für den Leser schwer antizipierbar ist. Nein, die Gewinner werden wie in Deutschland diejenigen sein, die die besten Börsetools entwickeln können, den direkten Draht zur Branche haben und inhaltlich die erste Ableitung bringen. Das ist meine volle Überzeugung. "

Werden wir in Zukunft immer mehr "fahrerlose" Portale sehen, die über automatische Tools Inhalte generieren? Und: Werden wir weiterhin Menschen haben, die Nachrichten sichten, bearbeiten, interpretieren, kommentieren und mit viel Geschick Interaktion vom Zaum brechen?
Was für die Menschen spricht? Nachrichten entstehen jeden Tag neu, sie bergen aus ihrer Natur heraus Überraschung und Unwiederholbarkeit. Nur mit diesen beiden Merkmalen werden sie überhaupt zu Nachrichten. Maschinen sind nicht in der Lage Überraschungen zu konzipieren. Das wäre ein WIerspruch in sich.
Und dann ist da noch die Empirie der vergangenen Jahre. 
In Deutschland führen beim Traffic die von starken Redaktionen gesteuerten Portale. Im Wirtschafts- und Finanzbereich sieht man das gut im Vergleich von finanzen.net (Journalisten), handelsblatt.com (Journalisten) und finanztreff.de (Maschinen) sowie finanznachrichten.de (Maschinen). Die von Content-Profis gemachten Seiten bauen ihre Führung aus. (siehe Chart aus Google Trends) Das ist für Menschen wie mich, die wie ich Fans des professionellen  Journalismus sind, eine frohe Botschaft.

 
 

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